Etwas verlegen trat Feline aus ihrer Deckung. „Woher wusstet
Ihr es?“
„‘Es tut mir leid... Ich liebe Dich...‘“, zitierte die
Königin fast spottend. „Er schreibt mir schon lange nicht mehr solche Worte...“
Obwohl sie die Magierin mit hartem, strengen Blick musterte, klang ihre Stimme
traurig und schwach.
„Dennoch seid Ihr hergekommen...“, erwiderte Feline
forschend und heilfroh, dass ihr Plan dennoch funktioniert hatte.
„Was wollt Ihr?“
Um ehrlich zu sein, war das eine gute Frage. So wirklich war
dies Feline selbst nicht klar. Und nun, da die anmutige Herrscherin dieser
eigenartigen Welt vor ihr stand, überkam die junge Frau ein Schwall Emotionen.
Darunter auch eine Art Eifersucht. Diese Frau war so wunderschön. Hochgewachsen,
grazil und ihre Ausstrahlung war unbeschreiblich. Sie war wie ein Schwan aus
einem Märchen und Feline dagegen das kleine, hässliche Entlein. Jeder Mann
würde sie ihr wohl vorziehen. Doch das Schlimmste war... sie war mit Damien zusammen!
Auch wenn es nicht der Echte war...
„Sprecht, oder ich lasse die Wachen rufen“, riss die Königin
Feline aus ihren Gedanken.
„Verzeiht“, die Magierin machte einen höfischen Knicks. „Eure
Hoheit, verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich bin Feline aus... Ich komme nicht von
hier. Eurig hat mich geholt, weil er glaubt, ich könne Euch helfen.“ Wie üblich
hatte sie sich dazu entschieden, es mit Offenheit zu versuchen. Im Zweifelsfall
war dies immer der richtige Weg.
„Eurig... Feline, schön Euch kennenzulernen. Und ich danke
Euch für Eure Sorge, doch leider muss Euch mitteilen, dass Ihr umsonst gekommen
seid.“ Sie sah in den Himmel, zu dem sich auflösenden Mond. „Ich fürchte, es
ist zu spät...“
Die Magierin betrachtete die Schöne mit gerunzelter Stirn. „Es
ist nie zu spät. Bitte. Das Orakel hat mir alles erzählt. Wenn diese Welt
untergeht, wird die meine höchstwahrscheinlich mit untergehen. Lasst es uns
wenigstens versuchen.“
Zu ihrem Verdruss schüttelte die Königin kraftlos den Kopf: „Er
wird sich nicht ändern. Er ist, wie er ist. Und ich bin, wie ich bin. Ich hätte
es kommen sehen müssen. Aber... ich war verliebt...“
„Dann war meine Vermutung richtig.“ Feline schluckte und verdrängte
den Gedanken an Damien. „Ihr sehnt Euch nach ihm und seiner Zuneigung?“
Die Königin lachte auf. „Welche Frau sehnt sich nicht nach
diesen Dingen?“ Sie setzte sich schwermütig auf eine Bank im kleinen Pavillon
und stützte ihren Kopf in die Hände. Ein gutes Zeichen, wie Feline fand, denn
das sich Öffnen war der erste Schritt zum Finden einer Lösung. Sie hatte schon
jeden geknackt! Und so setzte sie sich neben die Königin, um sie zu trösten,
mit ihr zu reden und in der Hoffnung, gemeinsam mit ihr die nächsten Schritte
zu planen.
Eurig indes, hatte es vor Neugierde nicht mehr ausgehalten
und war gerade dabei, bis auf Hörweite zu den beiden Frauen heranzuschleichen.
Leise setzte er einen kleinen Fuß vor den anderen, als plötzlich ein mächtiges,
ätherisch-glühendes Schwert so dicht vor ihm in den Boden gerammt wurde, dass er
dabei einige krause Haarsträhnen ließ. Wie erstarrt blieb er stehen, während
eine eisige und sich nur mühsam beherrschende Stimme zu ihm sprach: „Wo... sind...
sie...?!“
...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen