Felines Blick traf die tief grünen Augen des Katers, die
geheimnisvoll aufblitzten. Mit einem breiten, menschlichen Grinsen saß er neben
einem der ätherischen Obstbäumchen und fing an sich genüsslich seine Pfote zu
schlecken.
Plötzlich lief die ganze Welt in Zeitlupe ab.
Der Kater ließ endlos langsam seine Pfote sinken, während er
seinen Kopf drehte, um hinter sich zu schauen. Im selben Moment folgten der
Blick von Feline und der der Königin dem des Tieres. Ihre Pupillen fokussierten
sich und sahen einen hünenhaften Schemen in großen, schweren Schritten auf sich
zukommen. In einer Hand ein gewaltiges Schwert tragend und in der anderen eine
kleine, sich windende Gestalt.
„Kleeeeeiiineeeeees, laaaaaaaauuuuuft.....!“, hallte die
dumpf-kreischende Stimme Eurigs durch die Luft. Es wirkte wie eine Ewigkeit,
die Feline brauchte, um sich bewusst zu machen, was hier gerade geschah. Sollte
Cadogan sie angreifen und war er auch nur etwas wie Damien, hatte nun ihr
letztes Stündchen geschlagen. Aus reinem Impuls heraus, ohne dabei an die
Konsequenzen zu denken, reagierte sie. Sie stand auf, riss die Königin mit
sich, zog zur gleichen Zeit ihren Dolch und wirbelte herum, sodass sie nun
hinter der schönen Frau stand, ihre Waffe an deren Hals gepresst.
„Ah“, stöhnte die Königin unter dem Druck der Klinge und
Felines Griff, woraufhin das Glühen in den Augen des Herannahenden blendend
grell aufleuchtete.
‚Bei den Göttern, was tu ich hier bloß?!‘ Genau mit diesem
Gedanken breitete sich ein Entsetzen in Felines Gesicht aus, als sie mit ansehen
musste, wie der entrüstete König - immer noch wie in Zeitlupe - sein Schwert
erhob, den kleinen Gnom achtlos von sich schleuderte und dazu ansetzte, sich
auf die Magierin zu stürzen.
„WRRRRRAAAH!!!“ Cadogan war nur noch wenige Schritte von
ihnen entfernt, als er einen Blut gefrierenden Kampfschrei ausstieß. Feline
stockte der Atem und panikhaft wurde ihr bewusst, dass sie keine Chance haben
würde. Sie konnte ja ihre Magie nicht einsetzen! Und ohne Magie war sie Damien
handfest unterlegen.
Sie kam nicht dazu, sich einen neuen Plan zu überlegen. Als
Cadogan nur mehr einen Schritt von ihr entfernt war, begann der Boden diesmal
heftig zu beben. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und der König hatte sie
überwältigt, lag über ihr, seine scharfe, ätherische Klinge fest an ihren Hals
gepresst. Feline spürte einen schneidenden Schmerz, dann floss das erste Blut. „Hnnngh...“
Sie konnte kaum atmen und starrte direkt in die zornerfüllten, rot glühenden
Augen des Königs.
‚Damien...‘, ging es ihr durch den Kopf. ‚Du... würdest mir
nie etwas tun...‘ Doch dies war nicht Damien. Und Feline nicht die Frau, die er
liebte. Dies war Cadogan, der Herrscher über Nimue, der seine Königin
beschützen würde, komme was wolle... ‚Beschützen...‘ Feline überkam die
Erkenntnis, wie ein Schwall gleißender Energie. Diese Welt war all die Jahre so
friedlich und frei von Gefahren, so eingespielt und geregelt, dass der König
gar nicht daran gedacht hatte, für seine Liebe kämpfen zu müssen. Er hatte
schlicht verlernt, was es hieß zu beschützen. Ihrer beider Glück war vollkommen
gewesen und ihre gemeinsame Aufgabe war das Regieren von Nimue gewesen. Und
dabei hatten sie sich selbst verloren. Feline wollte sich dem König mitteilen,
ihm von ihrer Erkenntnis erzählen, doch je mehr sie sich wand, desto tiefer
drang die Klinge in ihre Haut. Es war zu spät, nichts konnte sie jetzt mehr
tun.
„Wer die Frau, die ich liebe bedroht, ist des Todes!“, donnerte
der König und setzte dazu an, den finalen Schnitt zu tun.
„Cado...“ Die Königin kämpfe mit der Ohnmacht. Jegliche
Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, jegliche Freude und jegliche Hoffnung. Die
Welt um sie herum begann, sich in einem markerschütternden Grollen aufzulösen.
Je weniger Kraft die Königin hatte, desto weniger Kraft hatte diese Welt.
Erschöpft sank die Schöne zu Boden, während letzte, stumme Tränen ihre zarten
Wangen hinabliefen.
...
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