10.12.2012

10. Türchen

10.12.2012
 
Nach einigen Häuserblocks hatte Feline endgültig genug. Mit einem Mal blieb sie stehen, sodass das kleine Männchen, das sie immer noch an der Hand zog, auf den Hosenboden geschleudert wurde.
 „Auauauauau, nicht schon wieder, au!“
„Eurig, bei allem Respekt, vor was immer Ihr auch vorhabt, aber mir reicht es. Erklärt mir, was dies alles soll und vielleicht kann ich Euch helfen.“
Der Gnom richtete sich, seinen Hintern reibend, auf und seufzte tief. „Ihr wisst es offensichtlich wirklich nicht. Dabei hatte ich so gehofft, Ihr würdet uns retten...“
„Retten?“
„Ja, Ihr seid unsere einzige Rettung...“ Wieder seufzte Eurig und setzte sich nun auf einen kleinen ätherischen Mauervorsprung, den Kopf resigniert hängen lassend. „Die Prophezeiung sagt, Ihr werdet auferstehen, in einer anderen Welt und kommen und uns vor dem Untergang retten. Aber es war nie die Rede davon, dass Ihr Euer Gedächtnis verloren habt!“
„Ich habe mein Gedächtnis nicht verloren. Ich bin Feline aus Thuraya. In welche Welt bin ich hier geraten? Und warum ist sie dem Untergang geweiht?“
„Feline aus Thuraya...“ Der Gnom seufzte erneut. „Dies hier ist die echte Welt. Alle anderen Welten sind nur Kopien, müsst Ihr wissen. Nur mehr Träume derjenigen, die sie erträumen. So wie Eure Welt Euer Traum ist.“
Feline bekam große Augen. Was erzählte das Männchen da? „Hey, hey, hey, Moment mal. Wer sagt, dass Eure Welt nicht eine Traumwelt ist? Meine Welt ist sehr wohl real. Immerhin lebe ich in ihr!“ Sie fühlte sich von seinen Worten beleidigt. Beleidigt und leicht irritiert. Denn diese Welt kam ihr ebenfalls äußerst real vor. Aber er konnte doch unmöglich recht haben, oder etwa doch?

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