23.12.2012

23. Türchen

23.12.2012

Felines Blick traf die tief grünen Augen des Katers, die geheimnisvoll aufblitzten. Mit einem breiten, menschlichen Grinsen saß er neben einem der ätherischen Obstbäumchen und fing an sich genüsslich seine Pfote zu schlecken.
Plötzlich lief die ganze Welt in Zeitlupe ab.
Der Kater ließ endlos langsam seine Pfote sinken, während er seinen Kopf drehte, um hinter sich zu schauen. Im selben Moment folgten der Blick von Feline und der der Königin dem des Tieres. Ihre Pupillen fokussierten sich und sahen einen hünenhaften Schemen in großen, schweren Schritten auf sich zukommen. In einer Hand ein gewaltiges Schwert tragend und in der anderen eine kleine, sich windende Gestalt.
„Kleeeeeiiineeeeees, laaaaaaaauuuuuft.....!“, hallte die dumpf-kreischende Stimme Eurigs durch die Luft. Es wirkte wie eine Ewigkeit, die Feline brauchte, um sich bewusst zu machen, was hier gerade geschah. Sollte Cadogan sie angreifen und war er auch nur etwas wie Damien, hatte nun ihr letztes Stündchen geschlagen. Aus reinem Impuls heraus, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken, reagierte sie. Sie stand auf, riss die Königin mit sich, zog zur gleichen Zeit ihren Dolch und wirbelte herum, sodass sie nun hinter der schönen Frau stand, ihre Waffe an deren Hals gepresst.
„Ah“, stöhnte die Königin unter dem Druck der Klinge und Felines Griff, woraufhin das Glühen in den Augen des Herannahenden blendend grell aufleuchtete.
‚Bei den Göttern, was tu ich hier bloß?!‘ Genau mit diesem Gedanken breitete sich ein Entsetzen in Felines Gesicht aus, als sie mit ansehen musste, wie der entrüstete König - immer noch wie in Zeitlupe - sein Schwert erhob, den kleinen Gnom achtlos von sich schleuderte und dazu ansetzte, sich auf die Magierin zu stürzen.
„WRRRRRAAAH!!!“ Cadogan war nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt, als er einen Blut gefrierenden Kampfschrei ausstieß. Feline stockte der Atem und panikhaft wurde ihr bewusst, dass sie keine Chance haben würde. Sie konnte ja ihre Magie nicht einsetzen! Und ohne Magie war sie Damien handfest unterlegen.
Sie kam nicht dazu, sich einen neuen Plan zu überlegen. Als Cadogan nur mehr einen Schritt von ihr entfernt war, begann der Boden diesmal heftig zu beben. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und der König hatte sie überwältigt, lag über ihr, seine scharfe, ätherische Klinge fest an ihren Hals gepresst. Feline spürte einen schneidenden Schmerz, dann floss das erste Blut. „Hnnngh...“ Sie konnte kaum atmen und starrte direkt in die zornerfüllten, rot glühenden Augen des Königs.
‚Damien...‘, ging es ihr durch den Kopf. ‚Du... würdest mir nie etwas tun...‘ Doch dies war nicht Damien. Und Feline nicht die Frau, die er liebte. Dies war Cadogan, der Herrscher über Nimue, der seine Königin beschützen würde, komme was wolle... ‚Beschützen...‘ Feline überkam die Erkenntnis, wie ein Schwall gleißender Energie. Diese Welt war all die Jahre so friedlich und frei von Gefahren, so eingespielt und geregelt, dass der König gar nicht daran gedacht hatte, für seine Liebe kämpfen zu müssen. Er hatte schlicht verlernt, was es hieß zu beschützen. Ihrer beider Glück war vollkommen gewesen und ihre gemeinsame Aufgabe war das Regieren von Nimue gewesen. Und dabei hatten sie sich selbst verloren. Feline wollte sich dem König mitteilen, ihm von ihrer Erkenntnis erzählen, doch je mehr sie sich wand, desto tiefer drang die Klinge in ihre Haut. Es war zu spät, nichts konnte sie jetzt mehr tun.
„Wer die Frau, die ich liebe bedroht, ist des Todes!“, donnerte der König und setzte dazu an, den finalen Schnitt zu tun.
„Cado...“ Die Königin kämpfe mit der Ohnmacht. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, jegliche Freude und jegliche Hoffnung. Die Welt um sie herum begann, sich in einem markerschütternden Grollen aufzulösen. Je weniger Kraft die Königin hatte, desto weniger Kraft hatte diese Welt. Erschöpft sank die Schöne zu Boden, während letzte, stumme Tränen ihre zarten Wangen hinabliefen.
...
 

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