21.12.2012

21. Türchen

21.12.2012

Etwas verlegen trat Feline aus ihrer Deckung. „Woher wusstet Ihr es?“
„‘Es tut mir leid... Ich liebe Dich...‘“, zitierte die Königin fast spottend. „Er schreibt mir schon lange nicht mehr solche Worte...“ Obwohl sie die Magierin mit hartem, strengen Blick musterte, klang ihre Stimme traurig und schwach.
„Dennoch seid Ihr hergekommen...“, erwiderte Feline forschend und heilfroh, dass ihr Plan dennoch funktioniert hatte.
„Was wollt Ihr?“
Um ehrlich zu sein, war das eine gute Frage. So wirklich war dies Feline selbst nicht klar. Und nun, da die anmutige Herrscherin dieser eigenartigen Welt vor ihr stand, überkam die junge Frau ein Schwall Emotionen. Darunter auch eine Art Eifersucht. Diese Frau war so wunderschön. Hochgewachsen, grazil und ihre Ausstrahlung war unbeschreiblich. Sie war wie ein Schwan aus einem Märchen und Feline dagegen das kleine, hässliche Entlein. Jeder Mann würde sie ihr wohl vorziehen. Doch das Schlimmste war... sie war mit Damien zusammen! Auch wenn es nicht der Echte war...
„Sprecht, oder ich lasse die Wachen rufen“, riss die Königin Feline aus ihren Gedanken.
„Verzeiht“, die Magierin machte einen höfischen Knicks. „Eure Hoheit, verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich bin Feline aus... Ich komme nicht von hier. Eurig hat mich geholt, weil er glaubt, ich könne Euch helfen.“ Wie üblich hatte sie sich dazu entschieden, es mit Offenheit zu versuchen. Im Zweifelsfall war dies immer der richtige Weg.
„Eurig... Feline, schön Euch kennenzulernen. Und ich danke Euch für Eure Sorge, doch leider muss Euch mitteilen, dass Ihr umsonst gekommen seid.“ Sie sah in den Himmel, zu dem sich auflösenden Mond. „Ich fürchte, es ist zu spät...“
Die Magierin betrachtete die Schöne mit gerunzelter Stirn. „Es ist nie zu spät. Bitte. Das Orakel hat mir alles erzählt. Wenn diese Welt untergeht, wird die meine höchstwahrscheinlich mit untergehen. Lasst es uns wenigstens versuchen.“
Zu ihrem Verdruss schüttelte die Königin kraftlos den Kopf: „Er wird sich nicht ändern. Er ist, wie er ist. Und ich bin, wie ich bin. Ich hätte es kommen sehen müssen. Aber... ich war verliebt...“
„Dann war meine Vermutung richtig.“ Feline schluckte und verdrängte den Gedanken an Damien. „Ihr sehnt Euch nach ihm und seiner Zuneigung?“
Die Königin lachte auf. „Welche Frau sehnt sich nicht nach diesen Dingen?“ Sie setzte sich schwermütig auf eine Bank im kleinen Pavillon und stützte ihren Kopf in die Hände. Ein gutes Zeichen, wie Feline fand, denn das sich Öffnen war der erste Schritt zum Finden einer Lösung. Sie hatte schon jeden geknackt! Und so setzte sie sich neben die Königin, um sie zu trösten, mit ihr zu reden und in der Hoffnung, gemeinsam mit ihr die nächsten Schritte zu planen.
Eurig indes, hatte es vor Neugierde nicht mehr ausgehalten und war gerade dabei, bis auf Hörweite zu den beiden Frauen heranzuschleichen. Leise setzte er einen kleinen Fuß vor den anderen, als plötzlich ein mächtiges, ätherisch-glühendes Schwert so dicht vor ihm in den Boden gerammt wurde, dass er dabei einige krause Haarsträhnen ließ. Wie erstarrt blieb er stehen, während eine eisige und sich nur mühsam beherrschende Stimme zu ihm sprach: „Wo... sind... sie...?!“
 
...
 

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